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Reiselaune

Als ich im Juni 2006, also vor fast zwei Jahren, nach München fuhr, um mich mit einem Literaturagenten zu treffen, der mich dorthin eingeladen hatte, kam ich mir ein bißchen vor wie der junge Hildegunst von Mythenmetz, der in die zamonische Literaturmetropole Buchhaim geht, um dort sein schriftstellerisches Glück zu suchen.

Ganz so grün hinter den Ohren wie damals – oder wie Jungspund Mythenmetz – bin ich heute nicht mehr, was durchaus teils dieser Unternehmung, vor allem aber meinen Erkenntnissen in den Wochen und Monaten danach zu verdanken ist. Allerdings spüre ich, wie eigentlich immer um diese Jahreszeit, ein gewisses Fernweh. Oder, um es angemessen abgeschwächt auszudrücken: Reiselaune.
Ich würde gern aufbrechen, am liebsten zu Fuß oder mit dem Zug, um andere Städte, Buchhandlungen, Leser und Autoren kennenzulernen. Aus literarischer Neugier sozusagen. Allein freilich, weil man da dem Neuen gegenüber am aufgeschlossensten ist. Noch lieber würde ich mich allerdings für eine Weile in die Natur zurückziehen, ins Grüne, um auf einer Streuobstwiese oder in einer Wanderhütte der Inspiration freien Lauf zu lassen. Es kommt mir vor wie ein Ruf, den nur ich hören kann.

Gestern habe ich noch einmal die letzten 50 Seiten der Könige gelesen. Und geschmunzelt, als ich feststellte, daß sich der Protagonist auf den letzten Seiten ebenfalls in die Ferne gezogen fühlt. Natürlich ist es bei ihm nicht bloß eine Laune, sondern entspricht seiner Natur und hat außerdem einen (im Hinblick auf die geplante Fortsetzung) dramaturgischen Sinn.

Vielleicht, so habe ich mir überlegt, ist meine Reiselaune auch Ausdruck der Sehnsucht nach den Figuren aus den Königen, nach ihren Persönlichkeiten, individuellen Belangen und gemeinsamen Abenteuern? Zu lange war ich zu Hause – mit Umräumen beschäftigt. Höchste Zeit, einigen Ballast hinter mir zu lassen und wieder auf Reisen durch Lesh-Tanár zu gehen.

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