Mensch-ärgere-dich-nicht
Eine schwerfällige, eine gewichtige Veranstaltung ist sie, die Lesereihe rund um den Ingeborg-Bachmann-Preis, die, wie jedes Jahr gegen Ende Juni, von Donnerstag bis heute in Klagenfurt (Österreich) stattgefunden hat. Ohne alle Texte und Autoren vollständig kennengelernt zu haben, kann ich doch sagen, daß mir einiges gut bis sehr gut, vieles weniger und das meiste gar nicht gefallen hat. Der in meinen Augen beste Text - "Auszug" von Anne Weber - erhielt von der Jury leicht kontroverse und teilweise mir sehr unverständliche Kritiken.
Dicht gefolgt wird Anne Weber in meiner persönlichen Rangliste von "Zuhause" von Kristof Magnusson. Was die Jury in der Hauptsache bemängelte - man wisse nicht, worauf der Text hinauslaufe - erübrigt sich für mich durch die simple Tatsache, daß es sich bei dem Text um einen Romanauszug handelt. Ist es nicht ein Qualitätsmerkmal gerade eines Romans, wenn der Leser sich nicht sofort alle Zusammenhänge erschließen kann? Vielmehr bedeutet es doch gerade literarische Finesse, wenn ein Text den Leser dazu motiviert, weiterzulesen, weil er das Schicksal der Figuren weiter mitverfolgen möchte? Was diesem Text bei mir übrigens glänzend geglückt ist.
Einer der mir persönlich weniger lieben Beiträge war "Die Frage wer anfängt" von Susanne Heinrich. Von der jungen Autorin ohne einen einzigen Fehler vorgetragen, vermittelte dieser Text, wie so viele andere auch, beispiellos die Öde und Trostlosigkeit, in der die Erzähler herumirren, die Nichtigkeit, die sie vor sich herwälzen, die passive Ratlosigkeit, in die das innere und äußere Leben sie gestürzt haben. Ich will nicht allzu viele Worte darüber verlieren; gerade dieser Beitrag ist von Paperback Fighter sehr treffend kommentiert worden. Der Jury dagegen hat er eher gefallen.
Worauf läuft das Ganze hinaus? Auch ich bin sehr auf die Ergebnisse der Beratungen gespannt. In jedem Falle wird die Preisvergabe morgen vermutlich eine Steigerung des bisherigen sein. Die Spielfeld-Kulisse wird noch schlichter, noch bleicher wirken angesichts des großen Jubels; die Juroren werden, je nach ihrer Art, noch verdrossener dreinschauen - noch schneller sprechen - ihre Kommentare noch makelloser, gläserner, spröder ausfallen lassen; und die Preisträger (neben dem Bachmann-Preis werden noch andere verliehen) werden sich noch verhaltener, verkniffener freuen ... Und denjenigen, die leer ausgehen, wird man in tröstender Absicht nur ironisch Binsenweisheiten raten können: Mitmachen ist alles. Wahre Kunst findet nur in kleinem Rahmen Anklang. Drum, Mensch, ärgere dich nicht. (Nachtrag Juni 2006: Links angepaßt.)
Dicht gefolgt wird Anne Weber in meiner persönlichen Rangliste von "Zuhause" von Kristof Magnusson. Was die Jury in der Hauptsache bemängelte - man wisse nicht, worauf der Text hinauslaufe - erübrigt sich für mich durch die simple Tatsache, daß es sich bei dem Text um einen Romanauszug handelt. Ist es nicht ein Qualitätsmerkmal gerade eines Romans, wenn der Leser sich nicht sofort alle Zusammenhänge erschließen kann? Vielmehr bedeutet es doch gerade literarische Finesse, wenn ein Text den Leser dazu motiviert, weiterzulesen, weil er das Schicksal der Figuren weiter mitverfolgen möchte? Was diesem Text bei mir übrigens glänzend geglückt ist.
Einer der mir persönlich weniger lieben Beiträge war "Die Frage wer anfängt" von Susanne Heinrich. Von der jungen Autorin ohne einen einzigen Fehler vorgetragen, vermittelte dieser Text, wie so viele andere auch, beispiellos die Öde und Trostlosigkeit, in der die Erzähler herumirren, die Nichtigkeit, die sie vor sich herwälzen, die passive Ratlosigkeit, in die das innere und äußere Leben sie gestürzt haben. Ich will nicht allzu viele Worte darüber verlieren; gerade dieser Beitrag ist von Paperback Fighter sehr treffend kommentiert worden. Der Jury dagegen hat er eher gefallen.
Worauf läuft das Ganze hinaus? Auch ich bin sehr auf die Ergebnisse der Beratungen gespannt. In jedem Falle wird die Preisvergabe morgen vermutlich eine Steigerung des bisherigen sein. Die Spielfeld-Kulisse wird noch schlichter, noch bleicher wirken angesichts des großen Jubels; die Juroren werden, je nach ihrer Art, noch verdrossener dreinschauen - noch schneller sprechen - ihre Kommentare noch makelloser, gläserner, spröder ausfallen lassen; und die Preisträger (neben dem Bachmann-Preis werden noch andere verliehen) werden sich noch verhaltener, verkniffener freuen ... Und denjenigen, die leer ausgehen, wird man in tröstender Absicht nur ironisch Binsenweisheiten raten können: Mitmachen ist alles. Wahre Kunst findet nur in kleinem Rahmen Anklang. Drum, Mensch, ärgere dich nicht. (Nachtrag Juni 2006: Links angepaßt.)
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