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"Endgültig unbeherrschbar" ...

... wird die deutsche Rechtschreibung in weniger als zwei Wochen für all diejenigen beklagenswerten Individuen, die an Schulen und Behörden wirken (müssen): Das hat Theodor Ickler heute eindrücklich in der FAZ dokumentiert. Der Artikel ist – in Anbetracht der herrschenden Temperaturen – recht lang und unbedingt lesenswert.

Ob dieser Erkenntnis seufzt der werdende Schriftsteller und beschließt, vorerst weiter bei seinem altbewährten Regelwerk zu bleiben.

[Nachtrag 21.07.06]
Mit der einheitlichen Schreibweise scheint es endgültig aus zu sein, das jedenfalls kristallisiert sich heraus, nachdem der Sprachwissenschaftler nun auch den neuen Duden untersucht und die Ergebnisse kritisch präsentiert hat. Was mich persönlich fast ebenso erschreckt wie der allgemeine Wirrwarr, den Ickler sowohl im Produkt der Wahrig- wie auch in dem der Dudenredaktion nachweist, ist allerdings die Tatsache, daß beide Werke gerade für Schulen nicht geeignet sind – und das, obwohl die Reform doch vor allem den Schülern das Leben leichter machen sollte. Da jedoch die mittlerweile rückgängig gemachten, aber für Schüler immer noch mindestens ein Jahr lang möglichen Schreibweisen (wie z. B. Leid tun vs. leidtun) nicht aufgeführt bzw. als solche (Noch-)Varianten kenntlich gemacht wurden, können und sollten sich Lehrer nicht nach dem Duden (und auch nicht nach dem Wahrig) richten; Ickler: “sie könnten disziplinarische Schwierigkeiten bekommen” (!).

Was meint die Dudenredaktion dazu?

Die Grundregel, nach der zwei Verben getrennt geschrieben werden, ist so eindeutig und einfach, daß wir ihre Anwendung auch bei übertragenem Gebrauch empfehlen.

Ickler bringt es weiter unten im Artikel auf den Punkt: “Der Rechtschreibrat scheint vergeblich gearbeitet zu haben.”

Und das traurige Fazit:

Sie [die Rechtschreibwörterbücher, Anm.] stellen nicht mehr Tatsachen dar, sondern manipulieren die Sprache und versuchen den Wörterbuchbenutzer in eine bestimmte, politisch gewollte Richtung zu drängen. Verstimmt legt man das Buch zur Seite.

Es tut sich was

Ich habe das Weblog ein wenig vernachlässigt, dabei hätte es soviel zu berichten gegeben, so beispielsweise über Robert Gernhardt, der am 30. Juni gestorben ist und dessen 13 Hilfestellungen für junge Künstler ich viel mehr verdanke als bloß ein paar heiter-vergnügliche Lesestunden. Oder davon, wie Deutschland jubelte im Rahmen eines sportlichen Großevents, dessen fahnengläubige, pseudoreligiöse Faszination mir nach wie vor völlig abgeht, wie Deutschland erschauerte bei der Erkenntnis, daß es nicht zum goldenen Kalb Pokal reichen würde, und wie der ganze infantile Spuk, dem sich selbst die höchsten Politiker nicht entziehen konnten, vorgestern schließlich sein ersehntes Ende fand. Oder ich hätte von meinem Fahrrad erzählen können, das ich endlich habe reparieren lassen und wodurch ich eine neugewonnene Mobilität zu schätzen weiß. Oder ... aber wenn ich jetzt fortfahre, dann sitze ich morgen noch an diesem Beitrag.

Ich plotte und ich mindmappe – beides im Rahmen meiner Hausaufgaben. Ich studiere Verlagsverzeichnisse, gehe Publikationslisten durch, tausche mich mit (konventionell veröffentlichenden) Kollegen aus, vereinbare Ortstermine in Buchhandlungen, bin dankbar für eine Einrichtung, die da heißt Stadtbücherei. Und ich hoffe, daß ich alles zum selbstgesetzten Stichtag fertigbekomme, während der Sommer in heißen Wogen über Mitteleuropa hinwegglüht und der Schriftsteller sich, in wertschätzender Reminiszenz an Theodor Fontane, fragen könnte, Gott, wer liest Romane bei die Hitze ...