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Neues Interview zu WELTENLIED

Das Team von Literatopia.de bat mich einmal mehr zum Interview – und ich bin dem Ruf gefolgt, um frei von der Leber weg über WELTENLIED, schwule Romanfiguren, hohe Männerquoten (in meinen Romanen) und den Nachhall des Heyne-Wettbewerbs (der heuer unglaubliche fünf Jahre her ist) zu plaudern. Viel Spaß beim Lesen! :-)

Link: Interview mit Manuel Charisius bei Literatopia.de

Crowdfunding

Die Idee des »Selfpublishing«, also der Herausgabe eigener Werke als E-Book und/oder über Print-On-Demand-Dienste wie Amazons CreateSpace, ist ja derzeit in aller Munde. Mit WELTENLIED – einem eher speziellen Romanprojekt, das zwar einerseits Fantasy ist, andererseits aber auch über viele Konventionen des Genres hinausgeht und damit eher nicht in die klassischen Verlagsprogramme passt – schien mir die Zeit gekommen, mich auch mal als »Selfpublisher« zu versuchen.

"Crowdfunding" vollständig lesen

Sommerbücher, Winterbücher

Als eingefleischter Büchernarr entwickelt man im Laufe der Zeit ja gewisse Spleens. Manch einer sortiert seine Bücher nach Größe ins Regal ein, andere bevorzugen eine Sortierung nach Verlagsnamen oder Farbe der Buchrücken. Es mag Leute geben, die sich nur im Schein ihrer Lieblingslampe oder in eine Decke aus Leopardenfellimitat gekuschelt auf ihre Lektüre konzentrieren können. Andere wiederum führen Strichlisten, wie oft in einer Geschichte Kaffee gekocht wird, oder bewerten ein Buch prinzipiell danach, wie viele Hunde pro Kapitel bellen. Eine Tante von mir (mütterlicherseits) liest ausschließlich Bücher mit höchstens 24 Zeilen pro Seite, und auch das nur, wenn außerdem Schrifttype und -größe ihren Vorstellungen entsprechen. Ein Onkel (dritten Grades) schätzt “eigentlich” nur gebundene Bücher, liest aber trotzdem fast immer Taschenbücher, weil die weniger anstrengend in der Hand zu halten seien.

Ich selber habe die Angewohnheit, Bücher – rein gedanklich, nicht im Regal – nach Jahreszeiten einzuteilen. Wobei es bisher seltsamerweise nur die Kategorien Sommer und Winter gibt. (Zu Frühling, Monsun oder Dürre passende Bücher könnte ich zum Beispiel gar nicht nennen, “Herbstbücher” dagegen schon, obwohl ich da länger überlegen müßte.) Die Einteilung erfolgt nicht (nur) aufgrund der Jahreszeit, in der die Handlung hauptsächlich spielt, welche Stimmung Szenen und Figuren vermitteln oder ähnliches, sondern (auch) im Hinblick darauf, wann ich die Bücher gelesen (bzw. geschrieben) und vor allem wie sie auf mich gewirkt haben. Nicht immer ist sie (die Einteilung) rational zu erklären; und gemeinerweise gibt es daneben sowohl aalglatte “Überläufer” als auch solch gar unheimliche Werke, die sich nach überhaupt keiner Jahreszeit anfühlen.

Einige typische “Winterbücher” sind für mich Die unendliche Geschichte, P. Rothfuss’ Der Name des Windes, das Gesamtwerk Franz Kafkas (mit Ausnahme von Der Prozeß), Dan Simmons’ Terror, Walter Moers’ Die Stadt der Träumenden Bücher (obwohl im Hochsommer gelesen), Lilli Thals Vialla und Romaro und nicht zuletzt die meisten Vertreter der zeitgenössischen deutschsprachigen Fantasy, etwa Marcus Reichards Finsternis-Saga.

Als echte “Sommerbücher” dagegen empfinde ich beispielsweise die komplette Narnia-Reihe, Ursula K. LeGuins Erdsee-Zyklus, C. R. Zafóns Der Schatten des Windes, Walter Moers’ Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär (gelesen in einem frostigen Frühling), das Romanwerk Theodor Fontanes, alles von Diana Wynne Jones, die beiden Elbenromane von Susanne Gerdom oder auch die ersten fünf Harry-Potter-Bände (bei den restlichen zwei bin ich mir nicht sicher).

Auch meine eigenen Romane kann ich alle recht eindeutig einer Gruppe zuordnen. STREUNER ist ein Winterbuch durch und durch. Meine früheren, unveröffentlichten Projekte waren – bis auf ein bislang unfertiges und ein anderes, das sehr wahrscheinlich für immer Fragment bleiben wird – ausschließlich Sommerbücher, ebenso Codename: Zwölf.

Übrigens, mein nächster Roman wird wieder ein Winterbuch werden. Zumindest fühlt er sich im Moment danach an ...

Gestaltwandler, Lieder und jede Menge Abenteuer

Ich habe es bereits anderswo gepostet, möchte jedoch nicht versäumen, auch hier zu erwähnen, daß mein Romanprojekt mit dem Codenamen “Zwölf” mittlerweile fertiggestellt ist. Ein gutes Jahr habe ich daran gearbeitet – weniger als an STREUNER.

Die zweite Hälfte des Manuskripts gestaltete sich dramaturgisch um einiges kniffliger als die erste; außerdem galt es, meine selbstgesetzte Deadline einzuhalten. So manch herrlichen Sommernachmittag schlug ich mir deshalb am PC um die Ohren, während sich die meisten Zeitgenossen am Strand oder am Baggersee in der Sonne braten ließen. (Recht hatten sie.)

Aber die harte Arbeit hat sich gelohnt. Mit Codename: Zwölf habe ich eine Geschichte erzählt, die ich schon immer erzählen wollte. Die Idee dazu hatte ich jahrelang mit mir herumgeschleppt, wovon der entstandene Text auch durchaus profitiert. Das Projekt hatte viel Zeit zu “sacken”, und desto tiefer konnte ich mich in Schauplätze, Szenen und Figuren hineindenken beziehungsweise -versetzen. Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden.

Worum es in Codename: Zwölf geht, möchte ich noch nicht verraten. Vorerst nur dies: Gestaltwandler spielen in der Geschichte eine tragende Rolle. Ebenso Musik, genauer gesagt, eine bestimmte Art von (instrumental vorgetragenen) Liedern. Es gibt keine Schlachten und wenig politische Intrigen, dafür aber jede Menge Abenteuer, spannende Verfolgungsjagden, unerwartete Wendungen und romantische Verwicklungen. Außerdem natürlich Wesen mit Fell oder Federn, Schuppen oder Schnäbeln, Hufen oder Mähnen, Klauen oder Reißzähnen ... oder gar mancherlei davon.

Ob, wann und wie das Manuskript veröffentlicht werden wird, steht derzeit noch nicht fest. Sobald sich etwas ergibt, werde ich dies jedoch gerne bekanntgeben. Einstweilen möge euch die phantastische und sonstige Lektüre nicht ausgehen!

Privatlesungen im kleinen Kreis ...

... haben den Vorteil, daß schier unendlich viele Fotos gemacht werden. Gar nicht so leicht, da später evtl. ein passendes “Standardporträt” auszuwählen – nicht zuletzt weil ich, wie man sieht, dem “Regisseur” der Veranstaltung, genau wie dem Fotografen, irgendwann am liebsten sämtliche Streuner auf den Hals gehetzt hätte:


(Anklicken zum Vergrößern)

Die besten Bilder gibt’s jedenfalls demnächst auf Facebook! :-)

Sprache und Wirkung

Schon aus rein für das Self-Marketing relevantem Interesse beobachte ich, welche Suchanfragen so manche Internetsurfer auf meine Autoren-Website führen. Viele davon sind recht eindeutig nachzuvollziehen, so beispielsweise charisius streuner heyne. (Ich hoffe doch, Ihr kauft auch fleißig das Buch, wenn Ihr schon so genau wißt, was Ihr wollt! :-D)
Manch andere, wie autoren website, sind dagegen ziemlich weit gefaßt. (Ihr könntet genausogut auch politiker, festival oder kochrezept eingeben und würdet wohl kaum weniger mögliche Treffer erhalten.) Wieso syntaktisch fragwürdige Wortkombinationen wie liebe ist figuren zu mir führen, erschloß sich mir überhaupt erst, als ich selber eine bekannte Suchmaschine damit fütterte. (Sorry an alle, die vergeblich hoffen, hier zu diesem Thema fündig zu werden ...;-))

Ein seit jeher gehäuft auftretender, aber derzeit alle Rekorde brechender Suchstring ist sprachregister. (Wahrscheinlich ist momentan für viele Studenten großes Hausarbeitenschreiben angesagt. Und die Sprachregister gehören für alle Philologen/Linguisten bekanntlich zum Pflichtprogramm. Ich drücke jedenfalls die Daumen für glänzende Noten! 8-))
Der Artikel, den ich zum Thema verfaßt habe, ist mittlerweile fast fünf Jahre alt und bedürfte womöglich einer umfassenden Revision, zählt er doch nicht gerade zum Besten, was ich im Laufe der Zeit so verfaßt habe. Allerdings wurde er immerhin in einer Publikation zur Abiturvorbereitung des Klett-Verlags abgedruckt, worüber ich mich natürlich gefreut habe. (Noch mehr freute ich mich allerdings über den Scheck der VG Wort, der damit einherging ... :-P)

Durch die erneute Lektüre des Sprachregister-Artikels fühlte ich mich jedenfalls dazu angeregt, einmal mehr auf das Thema Sprache und Wirkung einzugehen – ein Thema, welches paradoxerweise einen Autor, je erfahrener er ist, desto intensiver umtreibt. Ist die Verschiedenheit der Sprachregister und ihre unterschiedliche Wirkung noch vergleichsweise leicht plausibel zu machen – wie etwa der Unterschied zwischen weißen und roten Rosen –, so gibt es zahllose weitaus subtilere Mittel, um grob ein- und dieselbe Aussage unterschiedlich zu transportieren und ihr somit jeweils einen anderen Aspekt, eine andere stilistische oder sogar inhaltliche Note zu verleihen. So zum Beispiel die Syntax: Manchmal kann da die Wahl tatsächlich zur Qual werden - genau wie die Wahl zwischen, um beim Blumenvergleich zu bleiben, reinweißen, cremeweißen, altweißen, weißmelierten oder in weiße Schokolade getauchten Rosen.

Um die Sache zu veranschaulichen, hier ein einfacher Satz, fast wörtlich aus meinem aktuellen Manuskript entnommen:

Blitzend fuhr ihm die Klinge entgegen. (1)

Warum habe ich mich speziell für diese Satzstellung entschieden? Nun, sie schien mir die Dramatik der Situation am besten einzufangen und am eindringlichsten wiederzugeben. Ganz bewußt habe ich blitzend an den Anfang des Satzes gestellt; dadurch liegt eine leichte Emphase auf dem grellen optischen Reiz, der im Situationszusammenhang wesentlich ist, zumal er der Figur eine Erinnerung aufprägt.

Dagegen hätte ich auch die reine Standardsyntax bemühen und ergo schreiben können:

Die Klinge fuhr ihm blitzend entgegen. (2)

Kurz und leicht verständlich, wie sie sind, bergen Sätze nach diesem Schema allerdings die Gefahr, simpel zu wirken, gerade wenn sie gehäuft auftreten.

Eine weitere Möglichkeit, den Sachverhalt zu beschreiben, wäre die folgende gewesen:

Ihm fuhr die Klinge blitzend entgegen. (3)

Bei dieser Variante liegt im Gegensatz zu (1) ein – sehr subtiler, möglicherweise gar nicht für jeden nachvollziehbarer – Fokus auf der Figur, um die es geht (“Er”). Nach meinem ganz persönlichen Sprachgefühl wirkt das blitzend hier allerdings holprig, ja deplaziert; fast scheint mir sogar seine Wortbedeutung an Glaubwürdigkeit einzubüßen, je öfter ich den Satz lese. Erstaunlich: Bloß eine ungeschickte Wahl der Wortstellung hat das gefährliche Potential, den Inhalt des Satzes zu korrumpieren!

Zu guter Letzt noch eine archaisch-rhythmisierte Variante, die sich für meinen derzeitigen Prosastil am wenigsten von allen geeignet hätte:

Entgegen fuhr ihm die blitzende Klinge. (4)

Man könnte übrigens noch unzählige weitere Varianten (mit ihren jeweiligen feinen Nuancen im Hinblick auf Stil und inhaltlicher Gewichtung) erzeugen, z. B. indem man das blitzend in Kommata zwängte und an eine beliebige andere Stelle im Satz verpflanzte:

Die Klinge, blitzend, fuhr ihm entgegen. (5)

Die angedeuteten minimalen Verschiebungen auf der Inhaltsebene sind freilich schwer festzumachen und werden von Leser zu Leser bestimmt unterschiedlich empfunden und bewertet. Natürlich sind deshalb auch meine obigen Beobachtungen subjektiv zu verstehen.
Leichter zu beurteilen ist da sicherlich die jeweilige Wirkung einer bestimmten Variante in bezug auf die erwünschte Satzrhythmik. Diese wiederum ist stark abhängig nicht nur vom Sprachduktus, sondern auch schlicht von den benachbarten Sätzen – variatio delectat, wie der Lateiner so schön sagt, was mir durchaus einleuchtet. Ebenso ist die gewünschte subtile inhaltliche Gewichtung abhängig vom Kontext der Szene, von der Anlage der Figur(en) und natürlich von den sonstigen Erzählparametern.

Und: Das Ganze ist selten Kopfsache. Meistens entscheide ich mich nach Gefühl für eine bestimmte Variante, gerade im Bereich der Syntax. Verblüffend jedenfalls, daß ich immer häufiger bewußt eine bestimmte Wahl treffe – was vermutlich dem Umstand geschuldet ist, daß ich immer bewußter zu schreiben gelernt habe.

Aber zu irgendwas müssen die Tausende von Seiten, aus denen mein “Jugendwerk” besteht, ja schließlich gut gewesen sein! ;-)

Schreibpuzzle

Ein Manuskript, das ich eigentlich “nur so nebenbei” schreiben wollte, um bei Laune zu bleiben und mir eine gewisse Routine zu erhalten, hat sich unversehens meine volle Aufmerksamkeit erobert. Aus interessanten Figuren, neuen (alten) Schauplätzen und einem Füllhorn passender Ideen formt sich eine, wie ich jetzt schon sagen kann, epische Geschichte – und das interessanterweise ohne allzu große Mühe, ohne daß ich allzu viel planen und plotten, überlegen und überarbeiten müßte ... wie ein Puzzle, das sich langsam von selbst zusammensetzt.

Geschichten, die so entstehen, sind erfahrungsgemäß die besten.

Die Hand des Autors, der die Einzelteile an Ort und Stelle setzt, die braucht es freilich trotzdem. Manchmal fehlen auch welche davon, und Ersatz ist nicht von jetzt auf gleich zu schaffen. Schreiben ist und bleibt ein mühseliger Prozeß. Aber eben einer, der zu meinem Dasein dazugehört, auch wenn es immer wieder Zeiten gab und gibt, die mich genau daran zweifeln lassen. Die Erfahrung dieser Sicherheit ist sehr beruhigend, gerade wenn so viele andere Dinge im Leben aufwühlen, verunsichern, ratlos machen.

Folge mir nach!

Wenn ich aus dem Fenster schaue, dann erinnert mich der Anblick an einen Urlaub im Allgäu vor einigen Jahren. Der Himmel war genauso grau verhangen, und die schneeüberzuckerten Berge in der Ferne verschwanden teilweise in den dräuenden Wolken. Nur anstatt des dunklen Waldes im Vordergrund sehe ich hier und heute Nachbarhäuser und Vorgärten mit kahlen Bäumen darin – zweifellos eine vergleichbar ungeeignetere Vista für das Blog eines Fantasy-Autors (weshalb ich auch auf ein Foto verzichte), aber der zwingende Beweis dafür, daß über der Nordhalbkugel einmal mehr unaufhaltsam der Winter heraufzieht.

Ich mag den Winter. Ich stapfe gern bei Eis und Schnee durch Europa, zumal mit einer zugkräftigen Fellnase am anderen Ende der Leine, wozu ich seit kurzem auch endlich wieder reichlich Gelegenheit habe. Das jüngst adoptierte schlitten-bewährte Pelzwesen ist mindestens so lauffreudig, wie die Eisbärin es war – allerdings (zumindest jetzt noch) um einiges fettleibiger, hat es doch sein bisheriges Leben fast ausschließlich in einem osteuropäischen Zwinger ver- und jeden Tag, den der Große Husky im Himmel werden ließ, mit dem Anfressen von Winterspeck zugebracht. Nun aber, da das Futter ausgewogen, regelmäßiger Auslauf garantiert und das Hundeleben auch sonst zum Besten gewandelt ist, werden die Pfunde desselben bestimmt nur so herunterpurzeln.

Natürlich wird nebenher auch fleißig an diversen Manuskripten und weiteren Textprojekten gearbeitet. Verblüffenderweise komme ich besser voran als während der vergangenen Monate ohne vierbeinigen Mitbewohner; was in erster Linie sicherlich der vielen zusätzlichen frischen Luft zu verdanken ist.

Euch allen einen schönen ersten Advent! :-)

Die Leiter erklimmen

Kürzlich habe ich einen ganzen Schwung alter Manuskripte entsorgt. Immer wenn ein Roman fertiggestellt ist, drucke ich mir den kompletten Text aus, um ihn ganz altmodisch auf Papier ein letztes Mal zu überarbeiten. So sammelt sich im Lauf der Zeit natürlich einiges an Ordnern an; jetzt hatte ich für einen Großteil davon einfach keinen Platz mehr. Gut 1500 doppelseitig bedruckte Seiten sind erst in den Schredder und dann ins Altpapier gewandert.
Ein in krakeligem Rot korrigiertes Originaltyposkript von 1998, mehrere damals im Copyshop gebundene Exemplare meines Erstlings, der letzte Ausdruck meines Jugendromans von 2004 sowie natürlich die Fahnen von STREUNER habe ich noch behalten. Man will ja nicht mit leeren Händen dastehen, falls irgendwann später mal das Literaturarchiv Marbach anklopft wegen des Nachlasses oder so. ;-)

Ebenfalls vor dem hungrigen Maul des Reißwolfs gerettet hab ich die teilweise über zehn Jahre alte Korrespondenz. “Wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen ...” Ach ja, das weckt Erinnerungen! Früher hingen einem Sätze wie dieser zum Hals raus, heute hängt man irgendwie selbst an ihnen. Vielleicht, weil bereits eine einzige richtige Verlagspublikation mit noch so vielen vorherigen Ablehnungen versöhnt; vielleicht aber auch, weil sich Negatives im Rückblick generell ein bißchen relativiert, wie Gras, das mit der Zeit über die wunde Erde eines (Fantasy-)Schlachtfelds wächst.

Nach jahrelanger Verlagssuche ist es durchaus ein ungewohntes Gefühl – zu wissen, daß das eigene Buch, an dem man so lange gefeilt hat, in den Läden liegt, von völlig fremden Menschen angeschaut, gekauft und gelesen wird. Und es ist eine großartige Bestätigung der bisherigen mühevollen Arbeit, wenn man per E-Mail, durch Online-Rezensionen oder auf sonstigem Wege Rückmeldungen erhält, die darauf schließen lassen, daß Leser vom eigenen Werk angetan oder sogar begeistert sind. (An dieser Stelle deshalb ein dickes Dankeschön an alle, die sich bisher die Mühe gemacht haben, Feedback zu geben! :-))

Als ich anfing, “professionell” zu schreiben, habe ich mich quasi entschlossen, eine Leiter zu erklimmen. Zunächst bin ich kaum vorangekommen; jetzt dagegen habe ich, glaube ich, endlich eine weitere Sprosse geschafft. Allerdings bin ich wohl noch ziemlich weit unten auf dieser Leiter. Es liegt nahe, die nächste Sprosse zu nehmen, auch oder gerade wenn sie ein gutes Stück höher anmutet als die letzte. Nach dem Buch ist bekanntlich vor dem Buch. Doch es gibt nur einen Weg, und der führt nach oben.

Ich klettere dann also mal weiter ...

Ich werde veröffentlicht!

Das lange Schweigen bitte ich mir nachzusehen, die etwas großspurige Überschrift ebenfalls. Was den ersten Punkt anbelangt – die lange Funkstille – so ist selbige damit zu erklären, daß es schlicht nichts Erwähnenswertes zu berichten gab in den letzten Wochen und Monaten. Der Traum, veröffentlicht zu werden, schien mir endgültig ausgeträumt.

Und er ist es tatsächlich, denn jetzt wird er endlich wahr! Ich werde veröffentlicht. Vergangene Woche erreichte mich die Nachricht, daß einer meiner älteren Einträge aus diesem Blog in einem Schulbuch abgedruckt werden soll. Zuerst glaubte ich an einen Scherz, jetzt dagegen freue ich mich sehr, demnächst als Autor in einem Lehrmittel des (von mir zu Schulzeiten übrigens eher wenig geliebten) Faches Deutsch vertreten zu sein. Und das, obschon der betreffende Text m. E. nicht zum Besten zählt, was mein Blog zu bieten hat. Aber sei’s drum.

Doch auch was eine Publikation der Streuner angeht – in welcher Hinsicht die meisten von Euch wohl auf Nachrichten gespannt sein dürften – gibt es vielversprechende Entwicklungen. Soeben habe ich beispielsweise die Bahnfahrt für eine Art Geschäftsreise in der zweiten Junihälfte gebucht, die im wahrsten Sinne des Wortes gewisse Weichen stellen und hoffentlich einige Signale auf Grün schalten wird. Mehr kann ich leider noch nicht sagen; aber im Vergleich zu den spärlichen Nachrichten der letzten Zeit ist das doch schon ziemlich viel, oder?

Über Absagen, ihre Gründe und die Folgen

Als Autor braucht man einen (richtigen) Verlag.

Nur: Ein (richtiger) Verlag, der 101 Autoren im Programm hat, hat es in der Regel nicht nötig, einen 102. Autor aufzubauen, zumal wenn dieser 102. noch keinen Namen hat. (Mit “richtiger Verlag” meine ich einen Verlag, der das tut, was sein Name impliziert: etwas vorlegen, Geld nämlich für Druck und Herstellung des Buches.)

Das heißt, ich kann als Autor nicht ohne Verlag auskommen, die Verlage dagegen kommen glänzend ohne mich aus.

Das ist die Ausgangslage, die, wie die meisten Kollegen wissen werden, in den berühmt-berüchtigten “Standardabsagen” stets aufs Neue in kühler Verbindlichkeit dokumentiert wird: “... paßt nicht in unser Programm ... sehen wir leider keine Möglichkeit, Ihren Roman im XYZ-Verlag zu veröffentlichen ... wünschen wir Ihnen bei der weiteren Verlagssuche viel Erfolg.”

Man kann erstaunlich viel Zeit darauf verwenden zu spekulieren, was wohl die wahren Gründe für eine solche Absage gewesen sein mögen – die freilich in den seltensten Fällen genannt werden, um zeitraubende Diskussionen mit gekränkten Autoren zu vermeiden. Wenn das Manuskript effektiv ins Programm gepaßt hätte und wenn der Text gut war – zwei Aspekte, die Anfänger wie Profis in den seltensten Fällen verneinen; die Anfänger nicht, weil sie’s nicht besser wissen, und die Profis nicht, eben weil sie’s ganz genau wissen –, dann ist letztlich in den meisten Fällen davon auszugehen, daß es eben einen oder mehr Texte auf dem Tisch des Verlagslektors gab, die besser oder erfolgversprechender waren, nahtloser in einen bestimmten Programmplatz paßten, von bereits bekannten, auf dem Markt etablierten Autoren stammten, dieselbe Idee dramaturgisch geschickter, packender, lustiger oder auf andere Weise überzeugender umsetzten und so weiter.

Auch wenn ich manche hiermit ein wenig desillusionere: Nicht weniger Zeit kann man darauf verwenden zu spekulieren, was wohl die wahren Gründe für eine Absage gewesen sein mögen, wenn dieser Absage eine anderthalbseitige Begründung beiliegt. Was hilft es mir, wenn ich erfahre, mein Manuskript sei zu originell, zu speziell für das Verlagsprogramm, wenn ich nachweislich eine 08/15-Geschichte à la Junge überlebt als einziger Überfall auf sein Dorf und nimmt Rache an den dafür verantwortlichen Schergen des bösen Königs erzähle? Was, wenn mein Stil als zu komplex für das Genre und schwer eingängig bezeichnet wird, wo ich doch einen Hauptsatz mit maximal sieben Wörtern an den anderen reihe? Was, wenn bemängelt wird, es könnten mehr Hauptfiguren und Handlungsstränge sein, wo es von beidem jeweils ein Dutzend gibt und diese selbst von meinen geübtesten Testlesern schon durcheinandergebracht wurden? (Anmerkung: All diese Beispiele sind frei erfunden und beruhen nicht auf eigenen Erfahrungen.)

Richtig – im besten Fall komme ich nach stunden- oder gar tagelanger Rätselei auf den Trichter, daß der Lektor in der Begründung indirekt seine eigenen, ganz persönlichen Vorlieben und Erwartungen referiert, die sich offenbar nicht mit meinen eigenen bzw. mit dem Maße, wie ich selbige in meinem Manuskript umgesetzt habe, decken. Das ist völlig legitim; und mir selbst hat es in der Vergangenheit tatsächlich geholfen, meine Arbeit zu verbessern, weil ich darauf vertraut habe, daß das, was der Lektor (oder sonstwer) da so alles an kritischen Anmerkungen vorbringt, durchaus nicht bloß seinem persönlichen Geschmack, sondern auch seiner Markt- und Branchenkenntnis entspringt. Dieses Vertrauen wurde belohnt.

Allerdings habe ich im Laufe der Zeit ein feines Gespür dafür entwickelt, wie weit ich im Zuge einer solchen Verbesserung gehen darf, kann und will. Ich kann nicht jede beliebige Sparte, ich will nicht auf Knopfdruck ein anderes Genre, und ich darf nicht jeden nur vorstellbaren Geschmack bedienen, wenn ich mir nicht den eigenen guten Geschmack verderben will oder das Risiko eingehen, die eigene literarische Identität aufzugeben. Nicht zuletzt muß ich meinen Namen auf dem Buchumschlag sehen können, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen oder das Gefühl, daß da eigentlich der Name meines Lektors stehen müßte.

Für die Könige bin ich den goldenen Mittelweg gegangen: Ich habe Zugeständnisse (an das Genre und seine Zielgruppe) gemacht, ohne mich verbiegen zu müssen. Das Manuskript gefällt meinen Testlesern, meinem Agenten und nicht zuletzt mir selber. Nach wie vor faszinieren mich die Figuren, fesseln mich ihre Biographien, verzaubern mich die Schauplätze ihrer Aktivitäten. Ich spüre, wo sich die Kreativität konzentrieren und manifestieren will.

Und deshalb mache ich weiter: an der Fortsetzung. Twokings muß geschrieben werden. Alles andere wird sich weisen.

Indian Summer

Die Blätter der Bäume leuchten in den Farben eines unerwartet prächtigen “Indian Summer”. Ich kann mich kaum daran satt sehen.

Ich habe mich schwergetan, diesen Eintrag unter “Autorenalltag” abzulegen, nicht wegen der darin dokumentierten Naturbeobachtung – im Gegenteil, für derlei Phänomene kann man als Autor gar nicht offen und aufnahmebereit genug sein –, sondern weil, wenn das alles, dieses ewige Gegen-Wände-rennen, dieses stete Scheitern an den Erwartungen anderer, dieses permanente Abgewiesen-werden, dieses Gefühl, beruflich auch in Zukunft durch oftmals scheinbar so willkürliches Daumen-runter auf den Stand von vor Jahren zurückgeworfen zu werden, wenn all das also Autorenalltag sein soll –, ich mir noch einmal schwer überlegen sollte, ob ich wirklich Autor sein möchte.

Von der ersten Idee bis zum ersten veröffentlichten Buch vergehen im Schnitt 15 Jahre, lautet eine Prognose, die seit jeher unter Kollegen kursiert. Meine erste Idee hatte ich 1996. Eigentlich setzte ich alles daran, mit den Königen unter dem Schnitt zu bleiben. (Wohlgemerkt: Wir reden hier von konventionellen Verlagsveröffentlichungen.) Die Zeichen standen gut dafür, nur scheinbar leider nicht gut genug: Daß (spätestens) 2011 ein Buch von mir erscheint, ist gefühlt so wahrscheinlich wie daß ich morgen im Lotto gewinne.
Nächte Woche ist Buchmesse. Vielleicht geschieht noch ein Wunder. Allerdings hab ich schon 2003 aufgehört, an Wunder zu glauben.

Der Elbenprinz

Wenn die erhoffte gute Nachricht bezüglich seines Buchprojekts beharrlich ausbleibt, muß der Jungautor eben sehen, wie er anderweitig Geld in die Kasse gespült bekommt. Genau das tue ich derzeit unter anderem durch meine Tätigkeit als selbständiger Webdesigner. Nicht nur deshalb geht es mit der Fortsetzung der Könige, der ich den vorläufigen Codenamen Twokings gegeben habe, äußerst schleppend voran.

Daß der Plot nichts taugte, ging mir spät genug auf: Anfang des Monats. Also habe ich mich hingesetzt und einen neuen konzipiert. Nach wie vor stecke ich allerdings in der Zwickmühle: Entweder ich schreibe etwas komplett Neues und ein Verlag signalisiert Interesse an den Königen und ggf. an deren Fortsetzung, oder ich schreibe eine Fortsetzung und kein Verlag will die Könige – egal, wie ich mich entscheide, es besteht immer die Gefahr, daß ich das angefangene Projekt auf Eis legen bzw. (vorerst) ganz knicken muß.

Deshalb soll Twokings in meiner Vorstellung die eierlegende Wollmilchsau werden: Es soll eine direkte Fortsetzung und ein neuer, völlig eigenständiger Roman sein, der möglichst wiederum eigene Fortsetzungen nach sich ziehen könnte und nebenbei mindestens genauso packend und originell wie die Könige sein muß.

Tja ... und unter diesem selbstauferlegten Joch bäumt sich nicht nur der Plot auf wie ein ungebändigtes Roß, nein, auch die bekannten und neu hinzugekommenen Figuren drängen sich um meinen Schreibtisch, wedeln wütend mit den ihnen zugedachten Handlungsskizzen herum und drohen, in den gewerkschaftlich nicht organisierten und damit umso unbefristeteren Streik zu treten.

Das läuft dann ungefähr so ab: Ich sitze (noch) einigermaßen friedlich vor meinen Dokumenten und überlege, wer als nächstes an der Reihe ist. Da steht ein Elb mit langen blonden Haaren, wasserblauen Augen und mahlendem Kiefer. Sieht zu allem entschlossen aus. Von wegen tolkiensche Melancholie, der will mit mir Schlitten fahren! Nehm ich also wohl besser den Typen da hinter ihm zuerst dran. Wer ist das? Der Jähzornige mit dem Speer aus dem ersten Band? Nein, dann doch lieber den Elben. Er stapft sowieso schon auf mich zu, obwohl ich ihn noch gar nicht aufgerufen habe. Faselt was von Hundsfott und daß er mir heimleuchten wolle. Ist bestimmt stocksauer, weil ich letzte Woche erst seinen wohlklingenden Namen ändern mußte. Droht, für immer übers Meer nach Westen zu fahren und dort in Frieden zu ruhn. Das wär dumm, Segelerfahrung hat er nämlich, ich brauche ihn heuer aber doch als Landratte! Vielleicht überlegt er sich’s anders, wenn ich seinen Vater als leuchtendes Vorbild für seßhafte Bodenständigkeit herbeizitiere. Obwohl, der war ja auch so ein Luftikus. Dürfte sich mittlerweile im Elbenparadies zu Tode langweilen. Tja, was machen wir nur mit dir? – Du darfst einen roten Stein suchen. Von dem erhoffst du dir Unmögliches. Bist nämlich ein von Sehnsucht nach Liebe und unaussprechlicher Wahrheit Getriebener. Ein Schmied wird dich in die Irre leiten. Deine Schwester hat noch eine alte Rechnung zu begleichen mit dem einzigen, der dir helfen kann. Sieh zu, daß sie dir nicht deine womöglich letzte Hoffnung zunichte macht. Wie klingt das? ... Was? Du bist nicht zufrieden? Wie bitte? Elbenprinz willst du sein? Vergiß es! Troll dich, da warten noch mehr Leute!

Ja, so läuft das. Wenn es gut läuft. Der hier war noch von der einfachen Sorte! Wenn Ihr wüßtet, wer nach ihm an der Reihe ist ...!

Durchgeplottet

Obwohl das Projekt mit dem Codenamen Könige – was freue ich mich auf den Tag, da ich endlich seinen richtigen Titel werde nennen können! – einen in sich abgeschlossenen Roman darstellt, birgt die Geschichte weit mehr Potential. Ein Zyklus ist angedacht, und derzeit plane ich intensiv den zweiten Teil.

Gestern habe ich nun die Fortsetzung komplett durchgeplottet (was für ein seltsam anzusehendes Wort). Zuvor hatte ich zahlreiche gute Ideen, einen glaubwürdigen Gegenspieler und jede Menge neuer Verwicklungen; doch es fehlte bislang das eine, alles verbindende Element, das den Plot zusammenhält und ihn gewissermaßen rund macht. Diese Lücke ist nun geschlossen, der Plot steht und mit ihm die Basis für das Exposé, welches zu schreiben nur mehr eine reine Routinearbeit sein wird.

Ein Arbeitstitel für den neuen Roman steht noch nicht fest. Wie ich allerdings beim ersten Band gemerkt habe, ist es ratsam, sich bezüglich des Titels frühestens festzulegen, wenn das Manuskript zu einem guten Teil, mindestens aber zur Hälfte fertiggestellt ist. Die Prämisse – wenn man dieses vieldeutige Wort gebrauchen darf – eines Buches kann sich bis dahin erfahrungsgemäß immer noch geringfügig verändern, wodurch sich auch programmatische Aspekte verschieben, die ein Titel natürlich widerspiegeln darf und soll.