Spannendes und Mythisches
An gute – das heißt zum einen packende, unterhaltsame, berührende, jedenfalls nicht langweilende; und zum anderen aufgrund ihres stilistischen und erzählerischen Niveaus, ihres Anspruchs an die Leserschaft, kurz ihrer literarischen Qualität beachtenswerte und möglicherweise ihre Zeit überdauernde – Fantasy stelle ich persönlich auf Ebene der Erzählstruktur zwei Hauptanforderungen:
1. Klarer Spannungsbogen
Alles, was in der Geschichte passiert, darf den Leser nie ihr Grundthema – den Konflikt, auf dem die Handlung fußt bzw. die Auseinandersetzung, auf die sie unweigerlich hinausläuft – vergessen lassen. Außerdem muß sich jegliches Geschehen schlüssig aus dem Vorherigen und unter der Voraussetzung ergeben, daß damit im Bewußtsein des Lesers der Showdown ein weiteres Stück näherrückt.
Das heißt nicht, daß der Autor nicht auch einmal abschweifen darf. (Die Kunst bestünde in diesem Fall darin, die Abschweifung ergonomisch in die Erzählung einzufügen, so daß der Leser sie nicht missen möchte.) Es heißt lediglich, daß der Autor sein Ziel nicht aus den Augen verlieren, salopp gesagt, sich nicht verzetteln darf.
Allerdings vertrete ich nicht die Auffassung, daß die Spannung im Laufe eines Buches rein linear gesteigert werden müsse. Abreißen darf sie freilich auch nicht, der Leser will schließlich bei der Stange gehalten werden. Dramatische Momente dürfen und müssen sich mit entspannenden, humorvollen, zärtlichen, pathetischen usw. in einer Art Wellenbewegung abwechseln – wodurch die Geschichte nicht zuletzt auch an Farbe und Lebendigkeit gewinnt. Eine zwanghafte konsequente Verstärkung der Spannung dagegen birgt für den Autor die Gefahr, durch Effekthascherei dramaturgisch und erzählerisch ins Triviale abzugleiten.
2. Vor- und übergeschichtliche Bezüge
Hierbei handelt es sich wohl um einen der genialsten Kniffe, derer man sich als Fantasy-Autor bedienen kann, um seiner Geschichte und der Welt, in der sie spielt, Authentizität und Tiefe zu verleihen. Wobei ich vermutlich erklären sollte, was ich mit “vor- und übergeschichtlichen Bezügen” genau meine.
Ich meine damit, daß innerhalb der Geschichte beispielsweise Bezug genommen wird auf historische Begebenheiten, die die gegenwärtige Handlung entweder vage mitbestimmen, vorwegnehmen oder sogar direkt spiegeln. Ein bekanntes Beispiel aus Tolkiens Lord of the Rings: die einige Male (mitunter in lyrischer Form) zitierte Verbindung zwischen einem Sterblichen und einer Elbenfrau, nämlich Beren und Lúthien, die sich in der Erzählgegenwart mit Aragorn und Arwen Undómiel wiederholt.
Authentizität erlangt ein Werk der Fantasy hierbei insofern, als es dadurch an epischer Breite und einer die reine Handlung übersteigenden Glaubwürdigkeit gewinnt; und Tiefe, weil die mythische Überhöhung der Geschichte auf den Leser ähnlich wirkt wie ihre Anreicherung mit Archetypen. Beides erlaubt ihm, tiefer einzutauchen in die fremde Welt und in das sich darin abspielende Geschehen.
Für mich gelingt es einem Autor im Idealfall, diese meine Leseerwartungen annähernd gleichwertig und in hohem Maße zu erfüllen. Natürlich kann ein Buch auch dann überzeugen, wenn ein Aspekt stärker herausgearbeitet ist als der andere. Wie der Autor hier die Gewichtung vorzunehmen beschließt, hängt von der Machart seines Projekts, dessen genauerer Plazierung im Genre und nicht zuletzt von seinen persönlichen Vorlieben, seinem erzählerischen Können und individuellen Wollen ab.
In meinem aktuellen Projekt mit dem Codenamen Könige steht zwar die Spannung im Vordergrund. Aber da ich ein Faible für Mythen und Legenden habe und außerdem der Meinung bin, daß sie gerade in der Fantasy so wesentliche Strukturelemente darstellen, stelle ich als Erzähler der Geschichte auch immer den Bezug her zum Vergangenen, das sowohl die Handlung prägt als auch entscheidend zum kulturellen Background der Figuren gehört. Ich bin gespannt, inwieweit dieses Bestreben von den Lesern später wahrgenommen, vielleicht gar wertschätzend hervorgehoben werden wird!
(Wie gesagt, diese meine Erwartungen betreffen die Erzählebene. An andere Ebenen – Plot; Stil/Sprache; Prämisse/Moral etc. – stelle ich andere Forderungen. Diese Ebenen wurden in diesem Artikel jedoch bewußt nicht behandelt. Ich muß mir ja schließlich noch etwas aufheben für zukünftige Beiträge.)
1. Klarer Spannungsbogen
Alles, was in der Geschichte passiert, darf den Leser nie ihr Grundthema – den Konflikt, auf dem die Handlung fußt bzw. die Auseinandersetzung, auf die sie unweigerlich hinausläuft – vergessen lassen. Außerdem muß sich jegliches Geschehen schlüssig aus dem Vorherigen und unter der Voraussetzung ergeben, daß damit im Bewußtsein des Lesers der Showdown ein weiteres Stück näherrückt.
Das heißt nicht, daß der Autor nicht auch einmal abschweifen darf. (Die Kunst bestünde in diesem Fall darin, die Abschweifung ergonomisch in die Erzählung einzufügen, so daß der Leser sie nicht missen möchte.) Es heißt lediglich, daß der Autor sein Ziel nicht aus den Augen verlieren, salopp gesagt, sich nicht verzetteln darf.
Allerdings vertrete ich nicht die Auffassung, daß die Spannung im Laufe eines Buches rein linear gesteigert werden müsse. Abreißen darf sie freilich auch nicht, der Leser will schließlich bei der Stange gehalten werden. Dramatische Momente dürfen und müssen sich mit entspannenden, humorvollen, zärtlichen, pathetischen usw. in einer Art Wellenbewegung abwechseln – wodurch die Geschichte nicht zuletzt auch an Farbe und Lebendigkeit gewinnt. Eine zwanghafte konsequente Verstärkung der Spannung dagegen birgt für den Autor die Gefahr, durch Effekthascherei dramaturgisch und erzählerisch ins Triviale abzugleiten.
2. Vor- und übergeschichtliche Bezüge
Hierbei handelt es sich wohl um einen der genialsten Kniffe, derer man sich als Fantasy-Autor bedienen kann, um seiner Geschichte und der Welt, in der sie spielt, Authentizität und Tiefe zu verleihen. Wobei ich vermutlich erklären sollte, was ich mit “vor- und übergeschichtlichen Bezügen” genau meine.
Ich meine damit, daß innerhalb der Geschichte beispielsweise Bezug genommen wird auf historische Begebenheiten, die die gegenwärtige Handlung entweder vage mitbestimmen, vorwegnehmen oder sogar direkt spiegeln. Ein bekanntes Beispiel aus Tolkiens Lord of the Rings: die einige Male (mitunter in lyrischer Form) zitierte Verbindung zwischen einem Sterblichen und einer Elbenfrau, nämlich Beren und Lúthien, die sich in der Erzählgegenwart mit Aragorn und Arwen Undómiel wiederholt.
Authentizität erlangt ein Werk der Fantasy hierbei insofern, als es dadurch an epischer Breite und einer die reine Handlung übersteigenden Glaubwürdigkeit gewinnt; und Tiefe, weil die mythische Überhöhung der Geschichte auf den Leser ähnlich wirkt wie ihre Anreicherung mit Archetypen. Beides erlaubt ihm, tiefer einzutauchen in die fremde Welt und in das sich darin abspielende Geschehen.
Für mich gelingt es einem Autor im Idealfall, diese meine Leseerwartungen annähernd gleichwertig und in hohem Maße zu erfüllen. Natürlich kann ein Buch auch dann überzeugen, wenn ein Aspekt stärker herausgearbeitet ist als der andere. Wie der Autor hier die Gewichtung vorzunehmen beschließt, hängt von der Machart seines Projekts, dessen genauerer Plazierung im Genre und nicht zuletzt von seinen persönlichen Vorlieben, seinem erzählerischen Können und individuellen Wollen ab.
In meinem aktuellen Projekt mit dem Codenamen Könige steht zwar die Spannung im Vordergrund. Aber da ich ein Faible für Mythen und Legenden habe und außerdem der Meinung bin, daß sie gerade in der Fantasy so wesentliche Strukturelemente darstellen, stelle ich als Erzähler der Geschichte auch immer den Bezug her zum Vergangenen, das sowohl die Handlung prägt als auch entscheidend zum kulturellen Background der Figuren gehört. Ich bin gespannt, inwieweit dieses Bestreben von den Lesern später wahrgenommen, vielleicht gar wertschätzend hervorgehoben werden wird!
(Wie gesagt, diese meine Erwartungen betreffen die Erzählebene. An andere Ebenen – Plot; Stil/Sprache; Prämisse/Moral etc. – stelle ich andere Forderungen. Diese Ebenen wurden in diesem Artikel jedoch bewußt nicht behandelt. Ich muß mir ja schließlich noch etwas aufheben für zukünftige Beiträge.)