Der Spätfrühling fühlt sich an wie Hochsommer. Tausende von Menschen verrecken täglich in den Straßengräben wirtschaftlich zu rasch aufgestiegener, außer Puste geratener Industrienationen. "Kampf dem Terror!" schreit man auf der einen Erdseite. "Kampf der Unterdrückung!" auf der anderen. "Kampf dem Hunger!", was die meisten schreien, wird dabei einfach überhört. Die Bundesregierung scheint am Ende, Merkel sieht in der Zeitung zum ersten Mal fotogen aus (kein Wunder, bei den Zukunftsaussichten). Auch zum ersten Mal geschieht's, daß der Hund versucht, sich eine Zecke selbst zu ziehen - erfolglos, das trockene Blut im Fell stellt zwar offensichtlich den Hund zufrieden, setzt seine Menschen dagegen schwer unter Streß. Die Provinz ergeht sich in netten Wichtigkeiten (blutrot aufgemacht), provinziell scheint auch die neueste Schikane der Obrigkeit: Binnen nicht allzu langer Zeit werde ich dafür zahlen müssen, daß ich dafür zahle, Texte wie diesen schreiben zu können. Abendrot leuchtet schön, auch wenn niemand hinschaut; auf die Ampeln müssen alle schauen, auch wenn deren Leuchten weitaus weniger schön ist. Menschen feiern in ihren Gärten (was, bleibt dem Passanten verborgen), Jugendliche ziehen grölend durch die Straßen, Bierflaschen werfend. Den Hund durch die Scherben zu manövrieren, bedarf einiger Navigationsbegabung. Geräusche, Gerüche, Wildnis der (Welten-)Wirrnis. Der Jungautor zieht sich zurück, schaut nach Innen und findet dort: Stille.
Erst ganze drei Wochen ist mein Forum online, und schon häufen sich die kritischen Stimmen. Anstatt froh zu sein, daß vielfältige Möglichkeiten für den kommunikativen Austausch bereitstehen, fragt man mißtrauisch nach dem Zweck des neuen Forums, beklagt die "Dezentralisierung" der Information und die dreist unterstellte "Verwunderung" darüber, daß sich nirgends allzu viele Beitragschreiber beteiligen. Ich möchte betonen, daß ich in keiner Weise in bezug auf mein Forum derartige Klagen habe verlauten lassen - wie könnte ich, nach so kurzer Zeit? Nach einer Rechtfertigung meinerseits, auf die hin den Kritikern die Argumente ausgehen, folgen dann deren sarkastische und teilweise beleidigende Kommentare. Bravo, sage ich nur.
Eine andere Sorte Mißgönner ergeht sich in wehmütiger Rückschau auf bessere Tage, da in ihren Augen - wie ich annehme - zentraler organisierte Information und Kommunikation Usus war. Ja, bitte schön: Wird etwa der ultimative Dachverband gewünscht, ein Moloch für eine Masse (Gleichdenkender?), in der die Vielfalt als unerwünscht und unnütz gilt?
Und mancher Eingeladene enthält sich schlicht konsequent der Beteiligung. Letzteres kann ich noch am ehesten verstehen - keiner wird gezwungen, irgendwo mitzumachen. Trotzdem muß ich auch hier sagen: Schade. Und gute Besserung.
Was mögen nun die Gründe für solches Verhalten sein, frage ich mich? Ich habe, um das einmal klarzustellen, keineswegs aus purem Eigennutz gehandelt (man könnte annehmen, ich frohlockte, ein "Administrator" zu sein - hach wie toll! Das bin ich schon seit fünf Jahren!). Ein Forum frißt schließlich Geld - allein der Webspace sowie die verwendete Datenbank kosten eine monatliche Gebühr, die erwirtschaftet werden will - und Zeit, die in die Wartung und Pflege investiert werden muß. Außerdem bemühe ich mich, das Forum bekannt und für kompetente Beitragschreiber interessant zu machen, was ebenfalls einen zeitlichen Aufwand darstellt. Man hätte also einigen Grund, sich zu freuen über das neue Forum. Oder zumindest, wenn man es denn gar nicht ertragen kann, zu schweigen, und zwar allein schon aus einem gewissen Anstand heraus. Und machte ich plötzlich einen Verlag auf: Niemand sollte deshalb grienend die Zerstreuung des deutschen Buchmarktes beklagen.
In diesem Sinne lade ich alle diejenigen, die eine offene Kommunikationsplattform suchen, herzlich dazu ein, an meinem Forum teilzunehmen. Die anderen, denen seine Existenz - aus welchen verqueren Gründen auch immer - ein Dorn im Auge ist, bitte ich darum, sich an die Regeln einer gewissen Höflichkeit zu halten und sich in gesunder Ignoranz zu üben. Sie tun damit mir und sich selbst einen Gefallen. Danke!
PS: Es sind einige Links hinzugekommen. Zudem habe ich die Blog-Software aktualisiert und außerdem die Kommentar- und Trackbackfunktion geändert: Es öffnen sich in Zukunft keine Popup-Fenster mehr, sondern Kommentare und Trackback-URIs werden nach Anklicken direkt unter dem Beitrag angezeigt. Dies kann ich jederzeit wieder rückgängig machen, falls gewünscht.
Manchmal bedarf es keinerlei Anstrengungen, um das Moment der Stagnation zu überwinden. Ich konnte mir Hexameter in jeglicher Form sparen ... :p ... und beginne nun mit dem (nicht allzu kurzen) Showdown des ersten Teils von Ran Aléron, Arrec und der Löwe. Nicht nur da ich mich der 500-Seiten-Grenze nähere, glaube ich, einen guten Abschluß für diesen ersten Band gefunden zu haben.
Wie lange ich für den Showdown brauchen werde, ist unklar, doch beim jetzigen Arbeitstempo vielleicht noch ein paar Wochen, wenn nicht Monate, es sei denn, es überkommt mich unvermittelt der ultimative Schreib-Wahn. Doch das ist eher unwahrscheinlich. Ich feile gern beim Schreiben schon am Text, überlege mir, was eine Formulierung explizit und implizit ausdrückt, wie sie stilistisch und in ihrer Klangqualität wirkt und ob sie zum Rest des Textes paßt. So geht die Arbeit nicht allzu schnell voran; dafür ist wiederum das Überarbeiten nicht allzu zeitaufwendig (heutzutage wenigstens ...). Wie auch immer, ich hoffe, daß meine Arbeitsmoral eine Weile vorhält.
... wobei die Betonung auf "zäh" liegt - so vieles ist zu organisieren, zu regeln. Fristen sind einzuhalten, ökonomischen Pflichten ist nachzukommen. Freunde wollen nicht vergessen werden. Und wenn ich dazwischen mal am Schreibtisch sitze ... wollen die Texte zur Zeit nicht recht fließen. Schreibblockade? ... Die Tage sind zu kurz; sie müßten doppelt so lang sein, und die Nächte auch.
Die Warterei auf Reaktion zu meinem Roman Sucher der Versöhnung ist schwer zu ertragen. Durch allzu viele Ablehnungen enttäuscht und geschwächt, macht sich der junge Autor desto ungeduldiger an weitere Bewerbungen heran. Wann wird sich endlich jemand auf ihn einlassen, ihm eine Chance geben? Wann sieht er endlich das Zeichen am Horizont, auf das er so sehnlich wartet, in der Morgendämmerung eines weiteren tristen Tages?
Vielleicht sollte ich mich einmal wieder an ein Gedicht wagen. Seit April ist keines entstanden. Die knappe lyrische Form ist der ideale Einstieg in größere literarische Vorhaben. Wart nur, du unerwünschte Blockade, bis dich der Rammbock ein paar spitz gereimter Hexameter brachial durchschlägt ...!
Es verblüfft mich immer wieder festzustellen, wie unterschiedlich dieselbe Szenerie, die ich früher einmal beschrieben habe, in einem späteren Kontext wirken kann. Gerade wenn zwei oder mehr Geschichten am selben Ort spielen, vielleicht zeitlich versetzt, so wie es bei meinen Romanen der Fall ist, stößt man als Schreiber von Mal zu Mal auf neue, andere Details, die demselben Setting oder derselben Szene einen anderen Aspekt, eine neue Note verleihen.
In meinem ersten Roman beispielsweise sind die Protagonisten auf dem Weg zu einem alten Weisen und von dort aus in eine Stadt. Diesen Reiseabschnitt teilen nun die Protagonisten meines aktuellen Romanprojekts; dazwischen liegt etwas mehr als ein Jahr. In der ersten Geschichte ist zunächst (auf dem Weg zum Weisen) sonniger Frühsommer, dann (auf dem Weg von dort in die Stadt) zieht Nebel herauf. In der jetzigen Geschichte ist zunächst Hochsommer, dann regnet es lange, um in einen farblich kontrastreichen Herbst zu münden. Die Szenerie - der Weg durch eine Graslandschaft zum Haus des Weisen, das Haus und der Garten, daraufhin die (mit Meilensteinen markierte) Straße in die Stadt - stellt sich jedes Mal in einem anderen Licht dar: Fast sehe ich das Holzhaus vor mir, wie es einst unter glühender Sonne dastand, das Holz knarrend vor Hitze, flimmernde Luft über dem Dach; und schließlich der Regen, den schwarze Wolken zur Erde schicken und der auf den alten Schindeln (oder sind es Ziegel?) seine unendlichen Rhythmen trommelt, vom First trieft und sich nah der Hauswand im Gras in rinnenhaftem Sumpf sammelt ...
Nicht nur Szenerien, auch Personen können sich wandeln bzw. unter einem anderen Aspekt beschrieben werden. Bei dem alten Weisen ist mir das, hoffe ich, einigermaßen gelungen; er ist vom dynamischen allwissenden, kommunikativen Erzähler/Berater zum ausgeglichenen, friedlichen, seine Weisheit gerade durch Enthaltung von Ratschlägen beglaubigenden alten - sehr alten - Lehrer der Stille geworden.
Wie man sich denken kann, schleichen sich durch solche Wandlungen der Sicht von Szenerien und Figuren Widersprüche ein. Doch das ist es wohl, woran ein Erzähler wächst. Man vergleiche einmal - das Beispiel fälllt mir spontan ein - Tolkiens Hobbit mit dem Lord of the Rings. Die kindlich-idyllische Verspieltheit der Elben im ersten Werk weicht ihrer melancholischen Sanglichkeit und ihrem Vergänglichkeitsbewußtsein im zweiten. Die Orks dagegen werden düsterer, böser, grausamer - glaubhafter. Gut, der Hobbit war ein Kinderbuch; und dennoch meine ich, wuchs auch das Werk, indem der Erzähler seinen Stil, seine ureigene Erzählweise entwickelte, zu einem anderen, größeren, dichteren und manchmal widersprüchlichen Werk heran. Die Widersprüche werden, so möchte ich mutig behaupten, durch dieses Wachstum durchaus legitimiert - auch unsere Welt ist widersprüchlich, unser ganzes Wesen ist voller Widersprüche, und immer - immer ist die Sichtweise auf einen Sachverhalt (Szenerie, Figur, Personengruppe) relativ. Sie wandelt sich mit der Zeit.
Es lohnt sich wohl immer, genau hinzuschauen, Veränderungen zu bemerken und mit dem erzählerischen Schnitzmesser herauszuarbeiten, Widersprüche (zu einem gewissen Grad) zu dulden und sich unvoreingenommen durch die beschriebenen Dimensionen von Zeit und Raum zu bewegen.
So kann der Erzähler am Erzählten wachsen. Ich bin dabei.
Ich habe das Blog layoutmäßig ein wenig angepaßt. Hatte ich mir schon länger vorgenommen. :ja:
Die Suche funktioniert noch nicht, ich arbeite dran. Heute abend eventuell ein längerer Beitrag ...
Wie sehr mich die Reaktionen meiner Zuhörer in den letzten Tagen gefreut haben! Zwei private Lesungen liegen unmittelbar hinter mir - vor Menschen, bei denen ich sicher sein kann, daß sie mir in aller Offenheit und Ehrlichkeit sagen, was sie von meinen Texten halten. Beide waren für mich sehr erfrischend. Ich las jeweils eine verschiedene und eine gleiche Szene aus meinem entstehenden Roman Ran Aléron, Arrec und der Löwe. Die erste Lesung - gehalten vor vier sonst äußerst kritischen Ohren - brachte überraschenderweise rege Zustimmung, was Sprache, Inhalt und die Art der Darbietung betraf. Mein Text gehe zudem über "Fantasy", als was ich ihn ja bezeichne, in seiner Tiefe und seinem Anspruch weit hinaus, eine Feststellung, nach der das Gespräch sich leider ein wenig verlief. Dennoch: Mein Text hat überzeugt, und dies stelle ich nicht ohne Stolz fest.
Die zweite Lesung fand "open air" statt, eine ganz neue Erfahrung für mich. Es war ein wenig kühl, aber das tat meiner Freude daran kaum Abbruch. Auch hier hörten Menschen zu, die mir zwar gewogen, doch äußerst kritikfähig und -freudig sind und die mir schon oft konstruktive, bereichernde Vorschläge gemacht haben. Eines meiner Gedichte, das ich vorweg las (bisher noch nirgends veröffentlicht!), stimmte uns auf den Roman ein und wurde sehr offen aufgenommen und mit wirklich sinvollen, berechtigten Verbesserungsvorschlägen bedacht. Der Erzähltext selber kam ebenfalls gut an; die beiden wichtigsten Anmerkungen unter denen, die mir noch im Gedächtnis sind, lauteten sinngemäß, 1) der Text sei farbig, lebendig, die Beschreibungen süffig und wohldosiert und die Dramatik der Handlung mitreißend; und 2) man könne mein Wesen, meinen Geist in dem Text spüren.
Der letztere Punkt beschäftigt mich noch sehr. Ich kann ihn aus meiner Sicht nur bestätigen; ich fühle mich meinem Werk und insbesondere dem besagten Romanprojekt sehr verbunden. Ich glaube, einer der Hauptgründe dafür, den Gregor abzubrechen, besteht darin, daß ich mich damit nicht recht identifizieren konnte, daß er nicht meinem Wesen entsprach. Wohingegen ich über meine phantastischen Romanprojekte, über meinen Fantasy-Essay sowie natürlich meine Gedichte aufrichtig sagen kann: Ja, das bin ich.
Enge Verbundenheit mit dem eigenen Werk ist etwas sehr Wertvolles für einen Künstler, vermute ich, denn je sicherer ein Schriftsteller hinter seinen Texten stehen kann, desto authentischer, bunter, intensiver müssen sie wohl werden. Eine solche enge Verbundenheit birgt aber auch Gefahren. Je dichter nämlich das Werk mit dem eigenen Wesen vernetzt ist, desto anfälliger ist man für Kritik, will sagen: desto mehr vermag einen negative Kritik zu verletzen. Und gerade erst letzten Monat habe ich Kritik - sehr herbe Kritik - einstecken müssen. Zwar ist mir hinterher klar geworden, wie unbedacht und ungeschickt sie verpackt war und vor allem welch erschreckender Inkompetenz sie entsprungen ist. Hinzukommt, daß nicht einmal die Zielgruppe sie äußerte, an die das kritisierte Schriftstück sich eigentlich wendet, sondern solche Leser, von denen ich geglaubt hatte, daß sie ihm eigentlich zustimmen würden, daß sie vielleicht sogar dankbar dafür sein könnten. (Jetzt denke ich, daß der Motivation dieser Leser, ihre teilweise persönlichen Angriffe zu äußern, wohl reiner Neid zugrundelag.) Trotzdem haben mich all die gefallenen Äußerungen sehr mitgenommen.
Eines jedoch beweisen beide Erfahrungen, die positive wie die negative: Meine Texte scheinen auf irgendeine Weise publikumswirksam zu sein. Und das ist - so sehr das Feedback mitunter schmerzen kann - ein überaus ermutigender Gedanke. Weshalb ich allen Kritikern und solchen, die es werden wollen, hiermit meinen verbindlichsten Dank ausspreche.
Ich glaube, ich wäre ohne sie sehr ... allein. Musik vermag auf so subtile Weise, Emotionen und Stimmungen auszudrücken und zu vermitteln. Ich kann mich in Tonlagen, Melodien und Harmonien regelrecht versenken. Musik berührt mich, fängt mich mit Lassos aus Akkorden, bindet mich mit filigranen Fäden aus Obertönen. Und es gelingt ihr immer wieder ... durch ... die kunstvolle Themenverschachtelung eines Bartók-Klavierquintetts ... die emotionale Tiefe eines "You Are Not Alone" ... die luzide Klangtranszendenz der indischen Gandharva-Musik ... die gigantische Klaviaturgewalt einer Chopin-Etüde ... den free spirit einer "Rhapsody in Blue" ... das herrische Pathos des Lord-of-the-Rings-Soundtracks ... die stringente Natürlichkeit der korsischen Männerstimmen mit ihren voix de l'émotion ... die verspielt-kunstbewußt-leichtverständliche Eindringlichkeit eines Lion-King-Musicals ... die überschäumende Fröhlichkeit eines motivisch-thematisch gewebten Brandenburgischen Konzertes ... die mütterlich-breitbandige Farbe der Stimme von Cher ... die unaufdringlich-meditative Stimmung der Deuterschen Nirvana Road (oder eines beliebigen anderen seiner Alben) ... die erstaunliche Instrumenten- und Stilvielfalt der Tubular Bells ... die lebenslustige Springbock-Mentalität der afro-kubanischen Tänze Ernesto Lecuonas, oder der Joplinschen Ragtimes ... die beruhigende Wirkung eines "Pastoral" von Sha Han Kun oder einer "Méditation" von Massenet ... die barocke (nicht immer schöne) Aggression eines Cembalostücks von Rameau ... den intensiven, menschlich-verzweifelten Ruf in Barbers "Adagio for Strings" ... die heroische, aufmunternde, aufrüttelnde Brillanz der Soundtracks von Miki Higashino ... die perlenden, dank der Ganztonleitern nicht selten wie Treppen ins Nichts anmutenden Klavierstücke eines Claude Debussy ... die genialisch-einfache Rausschmeißerqualität der "Scaramouche" von Darius Milhaud ... die überschäumend glückselige Kraft eines Doldingerschen "Flug auf dem Glücksdrachen" ... die universale, einfache Ästhetik der Lieder Polynesiens und der der Maori ... die unbeschwert dahinplätschernden, mitunter wallend aufbegehrenden Notenströme in der Musik Ravels ... die liebevolle, unschuldige (?) Retrospektive in "Puff Magic Dragon" ... die unermüdliche Bestätigung der Tonika in Beethovens Sinfonien ... die unermüdliche Bestätigung "Ich! Bin! Gut!" in Beethovens "33 Veränderungen über einen Walzer von Diabelli" ... den stampfenden Rhythmus afrikanischer Trommeln oder japanischer Kodo ... die 840fache Selbstbemitleidung der "Vexations" von Satie ... die handgestrickte Unverbindlichkeit der Lieder von Reinhard Mey ... die pralinenhafte Melodik der freien MP3s meines Filmmusik schreibenden Cousins Benedikt Brydern ... die selbstgenügsame, ewig lächelnde Gitarrenkunst eines wandernden Troubadours ... die sehnsüchtige Einsamkeit einer einzelnen menschlichen Stimme ...
... und vieles, vieles, vieles mehr.
Wenn ich schreibe, läuft meistens irgendeine CD. Mir ist es recht, wenn sie zur Szene paßt, die ich schreibe. Vokalmusik darf es allerdings nicht sein, es sei denn, ich verstehe die Sprache nicht, in der sie gesungen wird. Auch klassische Musik wähle ich für den Hintergrund mit großer Vorsicht aus - zu gewichtig, zu kunstvoll sind diese Werke, um sekundär wahrgenommen zu werden ...
Vielleicht sollte ich wieder anfangen, Klavier zu spielen. Ich habe viel verlernt, obwohl ich fast 14 Jahre lang Unterricht hatte. 14 Jahre! So viele Vorspiele, Konzerte, Wettbewerbe ... und wie lange ist das schon her! Bald sind es vier Jahre, daß ich aus der Übung bin. In letzter Zeit pflege ich dafür meine (nicht allzu virtuosen) Fähigkeiten auf der Gitarre. Großartig, wie mobil dieses Instrument im Vergleich zum Klavier doch ist ...
Auch kritzele ich in letzter Zeit verstärkt musikalische Themen für Figuren aus meinen Romanen auf Notenpapier. Oftmals entwerfe ich ein Musikstück, das ich in einer Geschichte beschreibe, zuerst in Noten, damit ich weiß, wovon ich spreche (und es mir jederzeit nachweisen kann). Dieses System hat sich bisher sehr bewährt, denn dabei sind einige, wie ich glaube, sehr nette, da einfache und doch reizvolle Stücke entstanden. (Meine Kompositionserfahrung reicht, darüber hinaus, schon weiter zurück ...) Wer weiß, vielleicht stelle ich das ein oder andere einmal auf die Website.
Doch nun ... ist schon wieder die Nacht hereingebrochen. Und ich bin müde. Bis zur nächsten Kadenz ...
60 Jahre Zeit, nachzudenken, aufzuarbeiten, aufeinander zuzugehen. Aber ist die Welt inzwischen klüger geworden? Wieviel Kampf, wieviel Leid müssen wir Menschen noch übereinander bringen, bis wir im Feind unseren Freund erblicken? bis wir in dem, den wir ablehnen, unser eigenes Wesen erkennen? bis wir Mitgefühl leben?
Was sind schon 60 Jahre, oder 600 - verglichen mit der Ewigkeit des Ozeans, auf dem wir nur Wellen sind ...
... so fällt er zur Zeit, wie ein langer grauer Vorhang. Gestern ging ich nach mehreren rasch aufeinanderfolgenden Schauern in den Feldern spazieren; die Wolkendecke war aufgerissen, der Himmel stellenweise blau. Sogar die Sonne ließ sich sehen. Auf dem Rückweg aber zog von Norden eine neue grauschwarze Wolkenbank heran. Wie eigentümlich die Stimmung der Natur doch ist, kurz vor einem Sturm! Die Wolken, die die Beleuchtung so drastisch verändern - der Begriff "welkes Licht" paßt hier wohl ganz gut -, der Wind, der plötzlich aufkommt und so stark wird, daß er sogar frische Blätter und kleine Zweige von den Bäumen reißt, und dann die dicken, schweren Tropfen, die zuerst ein wenig spärlich fallen, bis sich die Schleusen des Himmels weit öffnen und brüllende Sturzbäche zur Erde schicken ...
Heute nun geht wieder einmal der ständige sanfte Landregen nieder. Ein gutes Wetter zum Arbeiten. Man hat nicht das Gefühl, ständig aufspringen und an die Luft rennen zu müssen. Dabei kann ich einem Spaziergang bei trübem Wetter durchaus viel abgewinnen. Wie auch immer, zwischen Bewerbungen, Verlags- und Agenturrecherche sowie natürlich diversen kommunikativen Tätigkeiten widme ich mich mit einiger Effizienz meinem Romanprojekt. Gerade gestern erfolgte wieder einmal eine sehr ergiebige Revision, heute will ich ein gutes Stück damit vorankommen.
Übrigens: Der aktuelle Status des Projekts ist durch einen Klick auf "Meine Werke" im linken Frame meiner Website zu erfahren (dann unter "Romane" auf Ran Aléron, Arrec und der Löwe klicken). Die Tabelle mit den Fortschrittsangaben aktualisiere ich recht oft, spätestens jedoch alle 10 Seiten.
Neben der Arbeit an meinen literarischen Projekten hält mich zur Zeit die Bürokratie in Atem. Nicht nur, daß sich diverse Termine für Schreibstipendien und Literaturpreise nähern, auch die Arbeitsproben für Agenturen und Verlage verlangen mir einiges an Zeit ab. Bis man immer alle Unterlagen beisammen hat ... und bei der bisweilen ernüchternd geringen Aussicht auf Erfolg ... nun, man sollte sich wohl nicht beklagen.
Mit Ran Aléron, Arrec und der Löwe komme ich soweit ganz gut voran. Während der letzten Tage habe ich vor allem inhatliche Fehler ausgebügelt. Wann haben die Protagonisten zuletzt Ersatzkleidung erhalten, und wie sah die nochmal aus? Was macht Person X während ihres Aufenthalts an Ort Y (abseits der Protagonisten), und warum? Welche früheren Ereignisse wirken sich wie auf die erzählte Gegenwart aus? Und seien wir bloß vorsichtig mit dem inhaltlichen Ändern früher erzählter Geschehnisse: Man könnte ungewollt einen Fehler auf der Ebene einbauen, die die Filmleute continuity nennen.
Aber auch das Weiterschreiben fällt mir zur Zeit nicht schwer (wenngleich mich im Augenblick auch vieles andere in Anspruch nimmt). Es geht auf den Höhepunkt zu. Ich werde den ersten Teil wohl erst nach dessen "Überwindung", nach der Lösung aller Spannungen abschließen, um meine potentiellen Leser nicht zu enttäuschen. Schätzungsweise 100 Seiten werden es noch, vielleicht weniger. Dann ist der erste Teil (mit ca. 550 Seiten) fertig. Wobei danach wieder einmal eine Komplett-Überarbeitung zu erfolgen hat.
Ich kann es kaum erwarten ...!
Der wohl bekannteste deutsche Survival-Spezialist und Menschenrechtler Rüdiger Nehberg wird heute 70. Ich gratuliere zum runden Geburtstag! Menschen wie er, die sich so unermüdlich und hingebungsvoll für andere Erdenbürger engagieren, manchmal sogar unter Einsatz des eigenen Lebens, verdienen Respekt und sollten uns allen als Beispiel dienen. Daß er zudem Wege und Möglichkeiten gefunden und dokumentiert hat, wie der Mensch ohne viele Hilfsmittel in der Natur (über)leben kann, zeugt von heute selten gewordener Achtsamkeit und genialer Kreativität.
Vor etwa fünf Jahren kam ich in Heidelberg in den Genuß eines seiner Diavorträge. Damals war die Aktion "THE TREE" noch in der Planung und Nehbergs Einsatz für die Yanomami-Indianer in vollem Gange. Zudem erfuhr man anhand eindringlicher Bilder von seinen unzähligen weiteren kleinen und großen Hilfeleistungen, die er für Menschen in aller Welt erbracht hat. Manche der Dias waren recht drastisch; ein Junge wurde während des Vortrags ohnmächtig. Andere waren schlicht atemberaubend in ihrer Weite, Farbe, Schönheit. Die Bilder erzählten Geschichten, die das Leben geschrieben hat.
Lieber Herr Nehberg, ich bekunde Ihnen hiermit meine Hochachtung und wünsche Ihnen das Beste für Ihr weiteres Schaffen und Ihre zahlreichen wertvollen Projekte, und natürlich viele weitere, frohe, erfolgreiche, abenteuerliche Lebensjahre.
Lachse sieht man in dokumentarischen Filmbeiträgen Wasserfälle hinaufspringen - immer wieder und mit schier über-fisch-licher Kraft; manchmal hat man dank der Zeitlupe sogar das Gefühl, der springende Lachs werde beim Wiedereintritt in das strömende Wasser sofort wieder flußabwärts gespült und hätte niemals eine Chance, das Hindernis zu überwinden. Und doch: Die Lachse schaffen es (sonst gäbe es mittlerweile keine mehr). Aber worin liegt ihr unermüdlicher Eifer, ihre unbezähmbare Motivation, trotz eventueller Ohnmacht gegen die Wassermassen immer wieder emporzutauchen und am oberen Ende des Wasserfalls anzukommen? Vielleicht darin, daß sie sich keine Gedanken über das Warum machen. Sie tun es einfach. Sie tun das, was für Lachse zu einer bestimmten Zeit zu tun richtig ist.
Doch woher wissen wir, die wir uns nun einmal Gedanken machen, was zu welcher Zeit zu tun richtig ist? Wonach haben wir uns zu richten, abgesehen von den gutgemeinten Ratschlägen unserer Freunde, Verwandten, Bekannten ...? Wer vermittelt uns den elektrisierenden Impuls, den Wasserfall hinaufzuspringen, und wann? Und, was vielleicht am wichtigsten ist: Was erwartet uns jenseits der fallenden Fluten, etwa ruhigere Gewässer? Meiner Erfahrung nach wird es nach dem geglückten Sprung noch turbulenter und komplizierter, als es vorher war. Aber ... ich bin nun einmal ein lebendiger Fisch. Da gibt es ja diesen bekannten Spruch. Ich bin wohl nicht dazu gemacht, mit dem Strom zu schwimmen.
Vermutlich ist es diese Gewißheit, die mich mitunter das Medium, in dem wir uns bewegen, mit der äußersten Kraft aller meiner "Flossen" aufrühren läßt ... auf daß mir der Sprung über den Wasserfall gelingen möge.
PS: Allen, die sich bisher in mein Gästebuch eingetragen haben und noch eintragen, danke ich sehr. Ihr macht mir großen Mut und eine wirkliche Freude damit.
Das warme Wetter treibt die Menschen nach draußen - nicht nur Spaziergänger, Hundebesitzer und Fahrradfahrer, sondern auch die lieben Nachbarn, die ihren Garten aus der Winterstarre erlösen und mittels nicht allzu geräuschoptimierter Säge-, Häcksel- und Bewässerungs-Maschinerien optisch und biologisch auf Vordermann bringen. Die Stimmen der Mittagsvögel gehen dabei leider ein wenig unter. Nun, viele sind es ohnehin nicht; und was die Spatzen von den Dächern pfeifen, ist ja auch nicht unbedingt von großem Belang.
Was ist bei mir heute los? Nun, zum einen möchte ich ein gutes Stück mit Ran Aléron, Arrec und der Löwe weiterkommen. Irgendwie bin ich in bezug auf mein Mammutprojekt ein wenig im Zwiespalt über seine Schlüssigkeit. In letzter Zeit entdecke ich kurz nach dem Schreiben einer Szene immer öfter Fragen, die sie unbeantwortet läßt, was eigentlich nicht sein sollte. Nun, vielleicht liegt es daran, daß es nun munter auf den Showdown des ersten Teils zuläuft, und der soll den Leser ja zufrieden zurücklassen (ohne ihm dabei die Freude und Spannung auf den zweiten Teil zu nehmen). Wahrscheinlich muß ich danach noch einmal eine gründliche inhaltliche Überarbeitung vornehmen, damit keine "Plot Holes" zurückbleiben.
Schmerzlich auch, daß im Buch nun der Sommer wieder vorbei ist und es Herbst wird; schwierig, solche Passagen zu schreiben, wenn draußen die Frühlingshitze steht. Gut, daß ich vor einigen Jahren einmal eine Art Jahreschronik erstellt habe, der ich entnehmen kann, wie ein Herbsttag aussieht, riecht, klingt. Auf dieses gespeicherte Wissen greife ich jetzt gerne zurück.
Was ist sonst noch geplant? Das Mittagessen. In wenigen Minuten.
Wie sanft die Nacht sich über die Welt gebreitet hat. Wie hell die Bäume heute nachmittag im Wald, abertausendfach lichtgrün beperlt von Frühlingsblättern. Wie gleißend die Sonne dort oben an den Hängen der Hügel, wie erfüllt die Luft von Blütenduft und Flügelschlag. Und nun: Stille. Laue Luft mitten im nächtlichen Viertel, Licht noch in manchem Fenster, vielleicht einsame Menschen ... die Arbeit des Schriftstellers ...
Was bisher geschah:
Am 29. März ging meine Autoren-Website online. Im Laufe des April ergänzte ich die Rubrik "Meine Werke" um ein paar Haikus sowie um eine Satire. Gleichzeitig liefen die Vorbereitungen für die Erweiterungen (Forum und Weblog). Pünktlich zum Monatsende war meine neue Domain http://www.manuel-charisius.de/ erreichbar, der Tarifwechsel war ebenfalls schnell, reibungslos und korrekt erfolgt. Am 30. April ging das Forum (arbeitend mit phpBB2-Technik) online, am heutigen 1. Mai das Weblog.
Was das Forum betrifft, so sind Ihre Vorschläge ausdrücklich erwünscht! Es ist möglich, beliebig viele Kategorien und Unterforen einzurichten. Auch bitte ich Sie, Feedback jeder Art zu hinterlassen (dafür existiert ein eigenes Unterforum). Ich freue mich auf Ihre Beiträge!
PS: Künftig werden alle Änderungen an der Seite sowie alle aktuellen Mitteilungen hier im Weblog veröffentlicht.